Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen.
Lobpreis sei Allah, dem Gepriesenen und Erhabenen, dem Herrn der Welten, und Sein Frieden und Segen seien mit unserem Propheten Mohammad (Friede sei mit ihm), seinen reinen Nachkommen (Friede sei mit ihnen) und seinen rechtschaffenen Gefährten.
Zum Id-ul-Fitr, diesem großen gesegneten Fest, möchte ich Ihnen und allen Muslimen herzlich gratulieren. Das Fest des Fastenbrechens ist das größte Fest für uns Muslime. Im Islam gibt es im Laufe des Jahres zwei große und wichtige Feste, nämlich erstens das Fest des Fastenbrechens, Id-ul-Fitr, und zweitens das Opferfest, Id-ul-Adha. Diese beiden Feste werden gefeiert, nachdem man eine Zeit der Bemühung und des Gebetes hinter sich gelassen hat. Das Opferfest findet am Ende der zehn Tage der Pilgerfahrt statt, d. h. am Ende der Hadschzeremonien, und das ist eine sehr wichtige islamische Pflicht. Das Fest des Fastenbrechens beendet einen Monat des Gastseins bei Gott. Wir sehen, dass keines dieser beiden großen Feste ohne bestimmte Vorbereitung und Anfang als Fest bezeichnet werden kann, sondern diese Feste finden nach Zurücklegung eines Prozesses statt, der in direkter Beziehung zu unseren zuvor vollbrachten Taten, Verhalten und Anbetungen steht. Wenn wir den Wert und die Stellung dieser beiden großen Feste erkennen und uns dessen bewusster werden wollen, sollen wir auf die Vorbereitungen für diese Feste achten.
Das Fest des Fastenbrechens ist das Fest als besonderer Gast bei Gott. Der Mensch hat sein ganzes Wesen und Sein von Gott. In Wirklichkeit ist man in jedem Augenblick im Leben in der Gegenwart Gottes, man sitzt an der göttlichen Tafel und ist Sein Gast. Nun sollen wir sehen, was damit gemeint ist, dass man im Monat Ramadan als besonderer Gast bei Ihm ist? Die Beantwortung dieser Frage bedarf der Erklärung und Untersuchung der Persönlichkeit und des Wesens des Menschen und seiner Verbindung zu Gott.
Alle göttlichen Religionen waren und sind darum bemüht, zwischen dem Menschen und Gott eine Verbindung und Beziehung zu schaffen, und den Abstand zwischen ihm und seinem Schöpfer so weit wie möglich zu verringern. Natürlich hat auch der Islam dieses Hauptziel. Aber der Qur’an sieht die Zurücklegung dieser Strecke, d. h. des Abstandes von sich selbst zu Gott, nicht als eine äußerliche und äußere Anstrengung und Bewegung an, sondern aus quranischer Sicht ist diese Reise eine rein innere und verborgene Reise. D. h. ein Mensch, der zu Gott gelangen will, bedarf keiner Anstrengungen und Bemühungen, die außerhalb seines Selbst liegen, sondern es reicht aus, dass er in seinem Inneren diese Reise macht, um sein wahres Wesen und seine wahre Veranlagung zu entdecken. Denn, wie der Qur’an sehr deutlich sagt, hat der Mensch eine göttliche Identität und ein göttliches Wesen, und seine Wahrheit wird durch die Wahrheit Gottes herauskristallisiert, (d. h. die Wahrheit des Menschen wurzelt tief in der göttlichen Wahrheit), wie Gott Selbst mit aller Deutlichkeit den Schatz und das Wesen des Men- schen darstellt: „Ich habe Meinen Geist in den Menschen eingehaucht.“ (Vgl. Sure al-¼iºr, Vers 29 und Sure ÆÁd, Vers 72). In dem Moment, wo der Mensch in eine materielle Welt hineingeboren wird, ist er bestimmten materiellen Voraussetzungen und Notwendigkeiten unterworfen (d. h. allen Besonderheiten und Eigenschaften der materiellen Welt). Dies wird wie ein Gewand für ihn, das seinen Körper verhüllt und dieses göttliche Wesen und die göttliche Wahrheit bedeckt (d. h. die göttliche Identität und Wahrheit des Menschen wird in den Besonderheiten der Materie versteckt und verhüllt). Das macht eigentlich das materielle und äußerliche Ichsein des Menschen aus. Ab diesem Moment soll der Mensch versuchen, mittels Bewusstsein und Willen den Abstand zwischen dem äußerlichen und dem wahren Ich zu überwinden. Diese Bewegung und Betrachtung ist dem Willen und der Freiheit des Menschen vollkommen unterworfen, d. h. es gibt sogar Menschen, die kein Interesse daran haben und bevorzugen, ihr Leben bis zum Ende mit dem äußerlichen Ich zu verbringen und das wahre Ich weiterhin versteckt zu lassen.
Aus qur’anischer Sicht bestand das Engagement der Propheten darin, mittels Bewusstsein und Aufklärung den Menschen hinreichend Motivation und Anregung für diese Bewegung zu verleihen, d. h. die Bewegung vom äußerlichen Ich zur Erkenntnis und Erreichung des wahren Ich. In diesem Fall gibt es keine Notwendigkeit für das Zurücklegen des Weges von sich selbst zu Gott; d. h. die Erreichung des wahren Ichs ist die Erreichung Gottes. Deshalb gleicht aus der Sicht des Qur’an und der Lehren des Propheten des Islam (s.a.s.) die Selbsterkenntnis der Gotterkenntnis, und Gottvergessenheit gleicht der Selbstvergessenheit. Der Prophet des Islam sprach: „Wer sich selbst erkennt, der hat seinen Gott erkannt.“, und der Qur’an sagt ebenfalls in aller Deutlichkeit: Diejenigen, die Gott leugnen, haben sich selbst vergessen. (Vgl. Sure al-¼aÊr, Vers 19)
Die Erreichung des wahren Ichs ist nichts anderes als die Erreichung Gottes. Die Wiedererkennung der göttlichen Identität und des göttlichen Wesens bewirkt, dass der Mensch mit göttlichen Eigenschaften geschmückt wird, wie auch der Prophet des Islam (s.a.s.) alle eingeladen hat, sich mit göttlicher Ethik zu verschönern. Er sprach: „Ihr sollt euch mit göttlicher Ethik verschönern.“ Das ist ein Ziel, für dessen Erreichung sich ein Mensch sein ganzes Leben lang und an allen Tagen seines Lebens bemühen soll. Aber der Monat Ramadan ist eine besondere Ausnahmegelegenheit, bei der die Möglichkeit für eine schnelle Zurücklegung dieses Weges gegeben und vorbereitet ist. Gott hält seinen Gast im Monat Ramadan von Eigenschaften fern, die für das äußerliche bzw. materielle Ich notwendig sind. Trinken, Essen, Schlafen, die Feindschaft miteinander usw. sind Eigenschaften, die man aufgeben und durch göttliche Eigenschaften ersetzen soll. Fasten, die Nächte wach bleiben und beten, die Freundschaft zueinander, Bedürftigen zu helfen und die Speisung der Mittellosen usw. sind allesamt Erscheinungen der göttlichen Eigenschaften im Monat Ramadan, mit denen der Mensch sich schmücken soll. Und nun, beim Fest des Fastenbrechens, feiert man, weil man diesen Prozess und Weg, d. h. bei Gott zu Gast zu sein, erfolgreich zurückgelegt hat und durch diese Anstrengung die göttliche Veranlagung, das göttliche Wesen und die Nähe Gottes erreicht und sich mit göttlichen Eigenschaften geschmückt hat. Deshalb feiert man die Erreichung der göttlichen Eigenschaften in sich selbst. Das Fest des Fastenbrechens ist das Fest der Veranlagung und Rückkehr zum göttlichen Wesen. Das Fest des Fastenbrechens ist das Fest, dass der Mensch ein göttliches Wesen wird, und wir lernen und erinnern uns, dass alle Menschen die gleiche Wahrheit beinhalten und beanspruchen, und dass unser Wesen ein göttliches Wesen ist. Kein Mensch hat einen Vorteil gegenüber dem anderen Menschen und soll nicht bevorzugt werden. Die Freundschaft zueinander bedeutet Freundschaft zu sich selbst und zu Gott. Beim Id lernen wir und erinnern uns daran, dass Friede, Freundschaft und Liebe zwischen Menschen weder eine Taktik ist noch eine gesellschaftliche oder weltliche Notwendigkeit, die aus dem Sinn und den Vorteilen der menschlichen Gesellschaft resultiert, sondern der Frieden hat seine tiefe Wurzel in unserer göttlichen Identität und unserem göttlichen Wesen, und das ist eine Notwendigkeit der Schöpfung und des göttlichen Willens im Hinblick auf 

uns. Und der Friede sei mit euch und die Gnade Gottes und Seine Segnungen.

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